Hörtest in Westfälischer Anzeiger, Hamm

Nice Brazil: Minhas Raízes (GLM/ Fine Music / Soulfood)

Wer so stimmig Baden Powell “Deixa” vorträgt, nur begleitet vom (allerdings kongenialen) Gitarristen João Luís Nogueira Pinto, der macht alles richtig. Nice Brazil hat ihren Künstlernamen nur halb erfunden. Der Vorname ist kein Adjektiv, sondern Abkürzung von Cleonice. Und sie hat ihre Klassiker studiert, wie der leichte und doch sehnsuchtsvolle Vortrag des Klassikers belegt. Nice Brazil wuchs in São Paulo auf, lebt aber seit den 1990er Jahren in Berlin. Hier mischt sie Eigenkompositionen mit Werken von Ivan Lins – “Doce Presença” ist eine schöne Ballade mit jazzigen Soli. Aber auch der Titeltrack, in dem Brazil ihre brasilianischen Wurzeln besingt, swingt sich wie ein Klassiker der Música Popular Brasileira ins Ohr. Beseelt setzt sie ihrem Vater ein akustisches Denkmal in “Te Amei”, einer textlosen Hymne, in der sie ihre Stimme wie ein Instrument in den Dialog mit dem Saxofonisten Tony Lakatos führt. Man genieße nur die Eleganz, mit der sie in “Samba da Fonte” das Unisono mit der Gitarre ausführt. Und bei der Nr. 5 der Bachianas Brasileiras von Villa-Lobos findet sie die perfekte Balance zwischen klassischem Duktus und afro-karibischen Rhythmen.

v. Ralf Stiftel

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